Sind Digitalisierung und Datensicherheit untrennbar miteinander verbunden? Gerade der Datenschutz plädiert für einen sparsamen und minimalistischen Umgang mit personenbezogenen Daten, da digitale Prozesse eine Flut von Daten erzeugen. Trotz dieser Diskrepanz sind Datensicherheit und Digitalisierung enger miteinander verbunden, als es den Anschein hat.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Digitalisierung und Datenschutz häufig als Gegensätze bzw. Feinde betrachtet werden. Während bei digitalen Prozessen riesige Datenmengen anfallen, bevorzugen Datenschützer einen kosteneffizienten und minimalistischen Ansatz im Umgang mit insbesondere personenbezogenen Daten.
Die Datenwirtschaft ist einer der Grundgedanken der Allgemeinen Datenschutzverordnung (DSGVO) (Art. 5 DSGVO). Trotz dieses natürlichen Gegensatzes sind Datenschutz und Digitalisierung enger miteinander verbunden, als man vermuten könnte.
Eine erfolgreiche Digitalisierung setzt vor allem datenschutzrechtlich wirksame Konzepte voraus. Der Gedanke ist, dass der Datenschutz längst andere Faktoren als den Verbraucherschutz umfasst.
Schutz von Unternehmensdaten: digital und (inter-)national
Der Datenschutz war lange Zeit ein Ärgernis und ein Hindernis für den Fortschritt von Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung befassen.
International sind die Datenschutzstandards noch vielfältiger und damit deutlich unübersichtlicher. Da viele Unternehmen jedoch nicht nur national, sondern auch europa- und weltweit tätig sind, erschien die (inter)nationale Dichte der Datenschutzanforderungen verwirrend und ließ die Prozesse unnötig schwerfällig erscheinen.
Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die seit dem 25. Mai 2018 in der EU verbindlich ist, leistete die erste Hilfe: Die DSGVO ist die erste direkt anwendbare Datenschutzgesetzgebung auf europäischer Ebene.
Mit der DSGVO wurde unter anderem auf die besonderen Anforderungen der Digitalisierung in Bezug auf den Datenschutz reagiert. Obwohl einige Pflichten für Unternehmen erhöht und der Rahmen für Sanktionen bei Datenschutzverstößen stark ausgeweitet wurde, ist das Problem des Datenschutzes für Unternehmen viel klarer geworden und wird EU-weit einheitlich geregelt. Der Konflikt zwischen Digitalisierung und Datenschutz ist damit zwar nicht gelöst, aber viele Unternehmen erkennen endlich, dass der Datenschutz mehr als nur den Kundeninteressen dient.
Digitalisierung und Datenschutz aus Sicht der Nutzer
Digitale Systeme sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Smartphones, Tablets und modernste Smart-Home- und Cloud-Technologien haben mittlerweile Einzug in die persönlichsten Bereiche der Verbraucher gehalten. In diesem Umfeld und insbesondere durch die automatisierte Datenverarbeitung sind personenbezogene Daten häufig deutlich höheren und vor allem weitreichenderen Gefahren ausgesetzt, als dies bei analogen Systemen denkbar wäre.
Mit der Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat der bisher sorglose Umgang der Verbraucher mit personenbezogenen Daten eine Wende genommen: Immer mehr Nutzer werden sich der Bedeutung des Datenschutzes bewusst und machen sich Sorgen um ihre Daten. Solche Bedenken werden von großen digitalen Unternehmen wie Facebook geschürt, die schon viel zu lange einen fragwürdigen und undurchsichtigen Umgang mit Nutzerdaten pflegen.
Unternehmen und Dienstleister, die sich mit diesen Entwicklungen beschäftigen, haben erhebliche Hürden bei der Einhaltung des Datenschutzrechts zu überwinden. Wer das Vertrauen von Kunden und Verbrauchern erhalten will, kann es sich nicht leisten, ordentlich erstellte Datenschutzkonzepte zu ignorieren. Die Verknüpfung von technischen und rechtlichen Faktoren ist für Unternehmen entscheidend. Die Benutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen muss von
natürlich beibehalten werden.
Im Kontext der Digitalisierung und des Datenschutzes reicht es daher nicht mehr aus, nur auf Datenvermeidung und -minimierung zu setzen. Vielmehr geht es darum, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Verbrauchern auf Augenhöhe aufzubauen, um ihnen ihre Sorgen um persönliche Daten zu nehmen und gleichzeitig die passende digitale Anwendung zu ermöglichen (z.B. im Bereich des Online-Bankings).
Unternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Vor allem geht es um die Kommunikation und Transparenz mit dem einzelnen Nutzer. Innovative digitale Apps werden in Zukunft nur dann erfolgreich sein, wenn die Nutzer auf einen gültigen Datenschutz vertrauen können. Unternehmen hingegen profitieren davon.
Warum profitieren Unternehmen von der Einhaltung des Datenschutzes? Digitalisierung und Datenschutz
Intern ist das Problem des Datenschutzes für Unternehmen ebenso kritisch, da sie sich vor häufigeren Angriffen auf interne und geheime Daten schützen müssen. Insbesondere digitale Anwendungen, aber auch die Nutzung mobiler Geräte für ein bundesweites Homeoffice, setzen unternehmensinterne Daten erheblichen Gefahren aus. Die Flexibilisierung der Arbeitswelt ist ein häufiges Merkmal der Digitalisierung, die einerseits große Vorteile für die Unternehmen bringt, sie aber auch angreifbarer macht.
Obwohl die Datenschutzgesetze in erster Linie die Interessen der Nutzer schützen sollen, profitieren die Unternehmen von der Einhaltung der Vorschriften, da der Datenschutz letztlich die Unternehmensdaten schützt. Wettbewerb gibt es sowohl auf der B2B- als auch auf der Endkundenebene.
Unternehmen, die an der Spitze der Digitalisierung stehen, täten gut daran, das Stigma des Datenschutzes als lästiges und hinderliches Instrument des Verbraucherschutzes abzulegen und sich nicht auf den unverantwortlichen Umgang mit persönlichen Daten einzulassen, den viele große Unternehmen praktizieren. Dieses Umdenken ist wichtig und kann viel dazu beitragen, die Kluft zwischen Digitalisierung und Datensicherheit zu schließen. Schließlich handelt es sich um die beiden Extreme desselben Entwicklungsbogens.